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Bibliotheken international: Nature-Smart Libraries
"Nature-Smart Libraries" - ein Begriff, der in den USA schon seit einigen Jahren für ein gezieltes Engagement von Öffentlichen Bibliotheken zur Förderung von Naturverbindung bei Kindern, Jugendlichen und Familien steht. Die aktuelle Newsletter-Ausgabe des internationalen Netzwerkes "Children and Nature" widmet sich in diesem Monat erneut ausführlich diesem Thema - mit wertvollen Impulsen und Anregungen auch für die Bibliothekspraxis in Deutschland.
Für den schnellen Überblick ein paar Kernsaussagen hier in Kürze:
Der Begriff "Nature-Smart Library" bezeichnet eine Bibliothek, die Gemeinschaften bei der Verbindung mit der Natur durch darauf ausgerichtete Angebote gezielt und kontinuierlich unterstützt.
Als die am häufigsten umgesetzten Beispiele werden folgende Bausteine genannt:
- Naturaktivitäten und Programme in Bibliotheken, Parks oder Partnerstandorten, die sich darauf konzentrieren, Kinder und Familien mit der Natur zu verbinden. Zum Beispiel, Angebote in Außenbereichen abzuhalten, einschließlich naturbasierte Unterrichtsangebote, Installationen von Story-Spaziergängen oder Initiativen zu Familien-Naturclubs.
- Bibliotheks-Ausleihangebote, die Zugang zu Materialien bieten, um die natürliche Welt zu erkunden. Dazu gehören: Naturrucksäcke, naturbezogene Bücher, Saatgutbibliotheken und Buchtauschaktionen im Freien (z.B. mit Bücherbus-Stopp bei Grünanlagen)
- Außenraumerweiterung durch aktive Verbindungen der Bibliothek zu lokalen Parks und Gärten, standortnahe Gestaltungen von Außenlesebereichen u.ä., die den Bibliothekszugang durch Naturbezüge fördern.
- Anregungen zur Teilnahme an wissenschaftlichen Programmen, die Tools mit iPads oder Apps verwenden, um Menschen zu ermutigen, an wissenschaftlichen Aktivitäten und Online-Forschungsprojekten teilzunehmen (Citizen Science Programme)
Schaut man sich in der internationalen Literatur zum Thema um, findet man darüber hinaus weitere Elemente mit dem Ziel der Naturverbindung, die in Bibliotheken zum Einsatz kommen, wie z.B.:
- Nature Journaling Gruppen
- Naturestories
- Creative Writing im Freien
u.v.m.
Verglichen mit Aktivitäten, die - besonders auch in Schleswig-Holstein bei den Zukunftsbibliotheken - schon geschehen, wird deutlich, dass sich zu allen hier genannten Möglichkeiten auch bei uns und anderswo bereits erfolgreich umgesetzte Beispiele finden lassen - wie etwa die Saatgutbibliothek, Erzählwege, Kamishibai im Freien, der NaturLeseRaum in Gettorf u.v.m. Vieles davon lässt sich mit einem gezielten Blickwechsel in Richtung Naturverbindung auch für kleine Bibliotheken mit den vorhandenen Medien, Mitteln und Möglichkeiten, die die Büchereizentrale ergänzend dazu anbietet, ohne großen Aufwand umsetzen. Das Profil einer "Nature-Smart Library" kann also als hilfreicher Orientierungsrahmen dienen, um das Bibliotheksprofil daran auszurichten.
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- Impuls aus Ghana: "Bücher-Spaziergang" mit einem Mobilen Erzählweg
Ebenfalls interessant zum Thema: der Bericht über einen temporären "Book Stroll" ("Bücher-Spaziergang") zu Naturthemen in Ghana, bei dem Staffeleien als Halter für die Bildkarten zum Einsatz kommen. Sofort umsetzbar ist diese Idee in Schleswig-Holstein durch die vorhandenen Mobilen Erzähleweg-Rahmen, die in der LEB zu entleihen sind und in mehreren Bibliotheken des Landes zur Nutzung bereit stehen.
In dem Bericht dazu heißt es u.a.:
"Für Kinder, deren primäre Leseerfahrung in einem formalen Klassenzimmer-Kontext stattfindet, fühlt sich ein Book Stroll im Freien viel mehr wie Lesen zum Spaß an", erklärt Amowi Phillips, Gründer und Präsident von Friends of Mmofra, einer Organisation mit Sitz in Spokane, Washington, die mit der Mmofra Foundation zusammenarbeitet. "Es gibt Raum für Bewegung und Ausdruck - manchmal werden die Staffeleien zufällig platziert, um Kinder herauszufordern, die nächste Seite zu finden."
Buch Stroll-Geschichten werden sorgfältig ausgewählt, um ein Gefühl von Identität und Selbstfindung im eigenen physischen und kulturellen Kontext des Kindes aufzubauen.
„Während die Storytelling-Möglichkeiten von Book Strolls endlos sind, kann eine durchdachte Auswahl an Themen helfen, Kinder mit ihrer Outdoor-Umgebung zu verbinden“, sagt Phillips. „Suma Went Walking' von Nana Dadson und Eugene Offei und "Gizo Gizo" von Emily Williamson `sind Beispiele für wegweisenden Book Strolls."
Gemeinsam fördern die Friends of Mmofra und die Mmofra Foundation kinderzentrierte Projekte wie Book Strolls sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Ghana. Sie plädieren auch für öffentliche Räume, wie Stadtparks, in denen Kinder und Familien mehr Zeit im Freien verbringen und genießen können.
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- Fortbildungs-Tipp: Naturferne und Umweltgerechtigkeit
Am 26.9.2024 lädt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald zu einer auch für Bibliotheken interessanten Fortbildung ein. Dazu heißt es in der Ausschreibung:
Natur gilt als Ressource für Wohlbefinden und ein gutes Leben, die jedoch nicht alle Menschen gleichermaßen nutzen können. Die sogenannte Umweltungerechtigkeit führt dazu, dass besonders bildungsbenachteiligte Menschen nicht im gleichen Maße die positiven Wirkungen von Natur erfahren. Zum einen gibt es gerade in den Städten eine Ungleichverteilung von naturnahen Räumen, sodass benachteiligte Bevölkerungsgruppen einen schlechteren Zugang dazu haben. Zum anderen scheint es aufgrund einer spezifischen Sozialisation eine gewisse Naturferne zu geben, welche zu einem geringeren Aufsuchen von Naturräumen führt.
Naturerfahrungen haben für Kinder und Jugendliche entwicklungs- und persönlichkeitsförderndes Potenzial, sodass gerade bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche davon profitieren können. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Universität Hamburg und der SDW Hamburg wurden Ansätze für gelingende Naturerfahrungspädagogik mit eben dieser Zielgruppe erprobt und wissenschaftlich untersucht.
An diesem Tag erhalten Sie zunächst einen theoretischen Überblick der Begrifflichkeiten Umweltgerechtigkeit und Bildungsbenachteiligung im Zusammenhang mit Naturerfahrung. Anschließend wird das Forschungsprojekt sowie die daraus entstandene naturpädagogische Konzeption vorgestellt und gemeinsam diskutiert. Der Nachmittag ist naturpädagogischen Erfahrungen im Freien gewidmet.
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