Bildung & Begegnung, BNE-Arbeitshilfen der BZSH, Kooperationen, Praxis-Ideen
Einen Unterschied machen. Nachhaltigkeit bei der BiblioCon 2023
Nachhaltigkeit in Bibliotheken? In mehreren Veranstaltungen hatte das Thema seinen Platz bei der BiblioCon 2023 in Hannover und wurde aus verschiedenen Perspektiven engagiert diskutiert.
Für alle, die nicht dabei sein konnten bzw. nur einzelne Veranstaltungen dazu besucht haben: Nachfolgend gibt es einen Überblick zu den dort ins Gespräch gebrachten Inhalten und Präsentationen. Über die jeweils angegebenen Links lassen sich einige Präsentationen bzw. Vorträge (für alle zugänglich über den Opus-Server) oder Streaming-Angebote (für Kongressteilnehmende über die App) zum Nachlesen bzw. -hören auch weiterhin nutzen.
1. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der FaMi-Ausbildung
Klimakrise, Krieg, Rechtsruck in vielen Teilen Europas und weitere aktuelle, beunruhigende Entwicklungen weltweit machen vielen jungen Menschen Angst und sie blicken in eine ungewisse Zukunft. Um der Frustration und Verzweiflung, die damit einhergeht, entgegenzuwirken, wollen sich viele für ein besseres gesellschaftliches Zusammenleben und für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen einsetzen.
Nicht wenige FaMI-Azubis engagieren sich in ihrer Freizeit in unterschiedlichen Formen für eine nachhaltige Entwicklung. Auch mit ihrer beruflichen Entscheidung wollen sie selbstwirksam dazu beitragen und lernen, wodurch sie mit ihrer Arbeit einen Unterschied machen können. Dafür braucht es das Wissen und die Praxis, wo die Azubis in der Bibliothek mit eigenen Ideen ansetzen können und das Vertrauen in sie, dass eigene Projekte nachhaltig umgesetzt werden. Gerade bei Themen, die die Zukunft betreffen, ist es wichtig junge Menschen mit einzubeziehen, ihnen Handlungsspielräume zu geben und Eigeninitiative zu unterstützen. So können sie kompetent ihr Wissen und Erfahrungen auch an andere weitergeben und Veränderungen multiplizieren und vorantreiben.
Cäcilia Thalhammer berichtete von ihren eigenen Erfahrungen als Auszubildende: Im Praktikum in Berlin sammelte sie Best Practice Beispiele und im Ausbildungsbetrieb lernte sie die Möglichkeiten und Grenzen für nachhaltige Ideen in einem Großstadtsystem kennen. In der Berufsschule gibt es Raum für gemeinsame Projekte mit anderen Azubis im Bereich BNE, auch Berufs- und Fachrichtungsübergreifend. Dabei profitieren FaMIs aus Archiv, ÖB und WB, sowie Buchhändler*innen von den unterschiedlichen Erfahrungen im Austausch miteinander.
Sie berichtete davon, was Azubis sich wünschen, welche Unterstützungen sie dafür brauchen und wo sich Entwicklungspotenzial in der Ausbildung im Bereich BNE zeigt.
- Tipp: am 15.6.2023 referiert Cäcilia Thalhammer im Ideencafé des Netzwerks Grüne Bibliotheken. Zur Info und Anmeldung gehts HIER.
Ergänzend dazu referierten Birgit Vogler (München) und Simone Schütte (FU Berlin) aus der Perspektive der Ausbildenden:
Denn Berufsschulen können Ausbildungsbetriebe darin unterstützen, Projekte zu Nachhaltigkeit und Umwelt- und Klimaschutz durchzuführen. An der Berufsschule München startete z.B. 2022 der Kurs „BNE in meinem Ausbildungsbetrieb“ für Auszubildende des 3. Lehrjahres der FR Bibliothek/Archiv/IuD/MedDok. Mit der aktuellen Berufsschulklasse gab es zunächst einen allgemeinen Input zu den 17 Zielen und dem Inspirieren zu verschiedenen Projekten, die es bereits in Bibliotheken gibt.
Die Auszubildenden entwarfen ein Konzept für die Umsetzung einzelner Maßnahmen innerhalb der 17 Ziele für ihr Arbeitsumfeld. Der konzeptuelle Vorentwurf wurde in der praktischen Ausbildungszeit korrigiert, dann in der Berufsschule weiter ausgearbeitet und für die Umsetzung im Betrieb vorbereitet. Im Anschluss sollte das Konzept im Ausbildungsbetrieb umgesetzt werden. Abschließend wird in der Schule das umgesetzte Konzept dokumentiert und präsentiert. Im Blick auf praktische Beispiele verweist Simone Schütte (FU Berlin) auf verschiedene Möglichkeiten - von der Mitarbeit im Bibliotheksgarten über Ausbildungseinsätze im Bereich Open Access bis hin zu Weiterqualifizierungsmöglichkeiten.
Für praxisnahe Ausbildungsinhalte in diesem Bereich plädiert auch Janet Wagner: Themen wie Bildung für nachhaltige Entwicklung, konkrete Handlungsweisen zu Klima- und Umweltschutz sowie die Beförderung von Gestaltungskompetenz in vielfältigen Zusammenhängen stellen Herausforderungen für alle Beteiligten dar. Mehr denn je ist es bedeutsam, dass der Ausbildungsberuf des FaMI den Anforderungen des 21. Jahrhunderts entspricht. Die Auszubildenden sollen befähigt werden, selbstwirksam und nachhaltig in der Bibliothek agieren zu können. Wissen über ressourcenschonendes Arbeiten, Gesundheitsschutz oder Mülltrennung allein reicht dafür längst nicht mehr aus.
Bildung für nachhaltige Entwicklung ist in vielen Formaten, Angeboten und im positiven Handabdruck von Bibliotheken bereits vor allem für Nutzende in der Praxis angekommen. Wie aber sieht es mit dem beruflichen Nachwuchs aus? In ihrer Masterarbeit zum Thema „Bildung für nachhaltige Entwicklung in der praktischen FaMI-Ausbildung – Möglichkeiten und Grenzen“ wurden Interviews mit Auszubildenden aus den Öffentlichen Bibliotheken Berlins geführt, von denen sich Fragen zur Übertragbarkeit von Erkenntnissen in der eigenen Ausbildertätigkeit ableiten lassen.
2. Beim Fachstellenforum: Nachhaltigkeit am Beispiel der Stadtbücherei Ostfildern
Beim Fachstellenforum II kam das Thema durch einen Bericht von Heike Schepp zum
Nachhaltigkeitsengagement in der Stadtbücherei Ostfildern ausführlich
und praxisbezogen zur Sprache. Als Streaming in der App HIER
3. Nachhaltigkeit - angekommen in Bibliotheken!?
Weitere Praxisbeispiele aus Niedersachsen, Bremen und Schleswig Holstein wurden schließlich in einem eigenen Block zum Thema vorgestellt, der ebenfalls per Streaming noch bis zum Jahresende als Mitschnitt HIER zur Verfügung steht (Niedersachsen: ca. Minute 1 - 30 / Bremen: ca. Minute 30 - 60 / Schleswig-Holstein: ca. Minute 60 - 90)
Für alle abrufbar stehen dazu die Präsentationen als pdf auf dem Opus-Server bereit (s.a. Dateien in der Anlage):
Niedersachsen: Projek BiNaBi
Bremen: Unterrichtskonzepte für Nachhaltigkeit
Schleswig-Holstein: Anders lernen - anders leben
Fazit
Ein Kongress wirkt dann nachhaltig, wenn man eher mit offenen Fragen als mit fertigen Antworten in die Praxis zurückkehrt, um die angesstoßenen Themen dort weiterzuentwickeln.
Drei Fragen, die sich für mich persönlich nach den genannten Vorträgen und Gesprächen zum Weiterdenken ergeben haben, lauten:
- Wie lässt sich in Verbindung zu den Sachthemen der Nachhaltigkeit die Bedeutung von kulturellen und kreativen Erfahrungen mit Sprache, Poesie, Kunst, Musik neu und anders denken und einbringen in den Diskurs, das Selbstverständnis wie in die Studien- und Ausbildungsgänge von Bibliotheken?
- Wie kann es gelingen, mehrdimensionaler, globaler, offener, experimenteller, unkonventioneller andere Worte, Vorstellungen und Möglichkeiten für Nachhaltigkeit zu entdecken?
- Wie können Schulen ermutigt werden, sich von Bibliotheken einfach mal überraschen zu lassen, statt nur „Lehrplanerfüllung“ zu erwarten?