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Nature Smart Libraries in der Praxis: Natur spielend entdecken

2025-04-23, 19:18

Naturverbundene Bibliotheksarbeit (im Sinne von Nature Smart Libraries) und Umweltgerechtigkeit sind ein Begriffspaar, das viele Chancen, aber auch Herausforderungen und Perspektivwechsel für die Praxis eröffnet - und in diesem Blog ab und zu durch konkrete Beispiele veranschaulicht werden soll. Dabei meint Umweltgerechtigkeit nicht einfach eine erweiterte sachbezogene Umweltbildung im herkömmlichen Sinne, sondern sucht nach neuen Wegen der Partizipation und Erfahrung gerade auch für Menschen, die bislang wenig Zugang zu Natur und Umweltwissen in ihrem Lebensumfeld finden konnten. Bibliotheken können hier von anderen Initiativen lernen und neue Ansätze für umweltgerechte Aktivitäten mit in ihre Praxis einbeziehen. 

Besonders im Blick auf Kinder und Jugendliche sind dabei die folgenden vier Prinzipien von Bedeutung:

  • Prinzip Glückserfahrung und Gutes Leben, d.h. Gefühl von Freiheit und Beiläufigkeit, kein Moralisieren
  • Prinzip Reflexion und Nachdenklichkeit, d.h. Nachdenkgespräche zu beiläufigen Natureindrücken ohne Leistungserwartung
  • Prinzip Partizipation, d.h. echte Mitsprache- und Gestaltungsmöglichkeiten
  • Prinzip Natur als Symbolvorrat, d.h. über Naturerfahrungen eigene Selbst- und Weltdeutung entwickeln

(Hintergründe zu dieser Konzeption vgl. HIER)

Ein Beispiel:

Kinder im Grundschulalter sind eingeladen, bei einer kleinen Kreativ-Werkstatt helle Kieselsteine als "Wichtelsteine" zu bemalen. Dabei wird im Gespräch gemeinsam darüber nachgedacht, warum solche Wichtelfiguren in manchen Märchen als Wesen beschrieben werden, die sich mit der Natur besonders gut auskennen. Nach etwa 30 Minuten Werkstatt-Zeit gehts mit den Wichteln in der Hosentasche zu Fuß hinaus zu einem nahegelegenen Naturraum, z.B. ein Teich oder See. Hier machen sich die Kinder auf die Suche nach Plätzen, an denen sich die Wichtel besonders wohl fühlen bzw. den Menschen etwas Bemerkenswertes über die Natur zeigen und erzählen könnten. Wo und was - das liegt ganz in der Entscheidung der Kinder. Schnell wird deutlich: Im Spiel entwickelt sich eine besondere Aufmerksamkeit für die Eigenschaften des Naturraums, bei der sich über die Wichtelfiguren fantastische Elemente mit dem realen Erleben verbinden. Eher beiläufig ergeben sich daraus immer wieder Gesprächsanlässe, Anregungen zum Experimentieren wie auch zur Umsicht mit den Elementen, hier z.B. durch die Idee, die Wichtelsteine auf kleinen Borkenschiffchen behutsam zum Schwimmen zu bringen und dabei über den möglichen Verlauf ihrer Seereise nachzudenken - aber auch über die Beobachtungen, die sie dabei machen werden.

Nach ca. 60 bis 90 Minuten aktives und selbstbestimmtes "Draußensein" lässt sich feststellen: Die Kinder haben die Freiheit der selbstbestimmten Gestaltung in Bewegung genossen, mit einfachen Naturmaterialien erstaunliche Ideen entwickelt, vielfältig über Natureindrücke nachgedacht, Deutungen von Beobachtungen untereinander ausgetauscht und nebenbei Wissen zu Tieren und Pflanzen rund um den Teich miteinander geteilt.

Die Gruppe sollte dafür eher klein sein, was dafür spricht, das Angebot bei größerer Nachfrage häufiger durchzuführen. Ansonsten sind mit dieser Veranstaltungsform nur geringe Vorbereitungen, keine Ansprüche an die Räumlichkeiten und praktisch keine Materialkosten verbunden. Das Angebot lebt von dem, was eher ungeplant geschieht und von den Kindern spontan eingebracht wird. Dabei sorgen die Wichtel als Naturmaterial für Inspiration, um damit schnell ins Spiel zu kommen, lassen aber im Verlauf sehr viele Deutungsspielräume zu.

Zur Vertiefung

Mehr zu diesen und anderen Beispielen gibt es u.a. beim Vortrag zu Nature Smart Libraries auf dem Bibliothekskongress in Bremen am Dienstag, 24. Juni von 13.00 bis 15.30 Uhr unter dem Motto "Von Code Week bis Geocaching - neue Ideen für Partnerschaften".

Eine Fortbildung bei Bibliotheken SH zum Thema wird ebenfalls angeboten - s. im Veranstaltungskalender HIER

Einen ersten Ausblick auf die Veranstaltung gibt es außerdem in der Juni-Ausgabe von BuB.

Mehr zum Thema Umweltgerechtigkeit HIER und Nature Smart Libraries HIER

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