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Bildung & Begegnung, Demokratiebildung, Kooperationen

Vertrauen als Schlüssel: Die lauten und die leisen Stimmen

2025-06-17, 17:49

Die aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten erwecken den Eindruck, dass sich auch in Deutschland die Gräben zwischen verschiedenen Gruppen vertiefen. Populistische Strömungen setzen die sozial-ökologische Transformation unter Druck. Welche Ansätze sind notwendig, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt gerade hinsichtlich Handlungsfeldern der Nachhaltigkeit zu stärken und eine resiliente Demokratie zu behalten?

Haben auch leise Stimmen eine Chance, ihre nachhaltige Wirkung zu entfalten? Oder geht es darum, sich mit Lautstärke und maximaler Aufmerksamkeit zu überbieten?

Diese Fragen standen im Zentrum der RENN.tage 2025. Und die Atelier Gardens beim Tempelhofer Feld in Berlin bildeten dafür einen außerordentlich inspirierenden Veranstaltungsort mit ihren blühenden Freiräumen: Erde, Seele und Gesellschaft - so die Vision auf dem neu gestalteten Filmstudio-Gelände - sollen hier bewusst und in Verbindung zueinander erfahrbar werden.

Aufbauend auf den Erkenntnissen von vier vorab durchgeführten regionalen RENN.arenen wurden nun bei diesem Treffen mit Teilnehmenden aus dem gesamten Bundesgebiet gemeinsam erarbeitete Hypothesen zu den Ursachen der Konflikte im Kontext von Nachhaltigkeit wie auch konkrete Wege für eine sozial-ökologische Transformation diskutiert.

Workshops ermöglichten es den Teilnehmenden, eigene Argumente zu schärfen, neue Perspektiven kennenzulernen, Eckpunkte für die Politik zu formulieren und praxisnahe Handlungsideen zu entwickeln.

Sind wir gut im Zuhören?

Wie sich schon bei der RENN.Arena Nord abzeichnete, kam auch an diesen Tagen das Thema „offene Räume der Begegnung“ - und damit ein zentrales Angebot von Bibliotheken - als Chance für Diskurs und lebenslanges Lernen mit breiter Wirksamkeit und Vernetzung immer wieder in den Blick und wurde bei zahlreichen Gesprächen thematisiert.

Aber die Bereitstellung von Räumen allein reicht nicht, um tiefer zu ergründen, warum es manchmal so schwer ist, in einen fairen Diskurs zu kommen. Abgeleitet von einer spannenden Analyse von www.moreincommon.de ergaben sich u.a. folgende Fragen, die auch für Bbliotheken relevant sind:

  • Verstehen wir die, die wir erreichen möchten, wirklich und können wir daraus eine Gesprächsbasis entwickeln?
  • Sind wir in der Lage, bildhaft, verständlich, ehrlich und ermutigend zu sprechen, positive Geschichten und Inhalte zu vermitteln?
  • Nutzen wir Allianzen mit „AlltagsheldInnen“ vor Ort, d.h. beziehen wir örtliche Gruppen wie Sportverein, Feuerwehr u.a. bei passenden Vorhaben mit ein?
  • Ist uns bewusst, dass Vertrauen in die Menschen ein starker gemeinsamer Wunsch bleibt - und können wir Vertrauen unterstützen?
  • Sind wir gut im Zuhören oder eher vom Sendungsbewusstsein getrieben?
  • Können wir dazu beitragen, dass aus Gemeinwesenarbeit wieder Hoffnung geschöpft wird?

Zur Vertiefung: www.moreincommon.de

Nach innen wie nach außen wirken

Bezogen auf die Praxis - wie etwa (nicht nur) in Öffentlichen Bibliotheken - wurden dazu nach innen wie nach außen einige Aspekte und Ideen herausgearbeitet, die zu einer demokratischen Kultur beitragen können.

Nach innen:

  • bei Veränderungen innerhalb des Betriebs/Kollegiums Transparenz und echte partizipative Prozesse gestalten, um Mitarbeitende nicht einfach „mitzunehmen“, sondern so zu beteiligen, dass davon etwas erkennbar in Entscheidungen einfließen kann

Nach außen:

Wir können Raum und Zeit geben für eine ermutigende Begegnungs- und Gesprächskultur in diversen Gruppen d.h….

  • Ruhe und Besonnenheit in die (digitale) Dauer-Erregung im Wettlauf um die schnelle Aufmerksamkeit bringen, also z.B. mehr Zeit, Raum und Inspiration schenken für lebendige Entwicklungen, konstruktive Vorschläge, Differenzierung, Kreativität und Ideen (hier z.B.: Stricken & Schnacken, Lesegruppen, Community Music, Spiele-Treffs - also vielfältige Gelegenheiten für beiläufige Gespräche und geteilte Interessen)
  • Erfahrungen mit Widersprüchlichkeiten, Ambivalenzen, Dilemmata, Perspektivwechsel stärken, auch mal ein „Ich weiß nicht“ so stehen lassen bzw. mit Irrtum und Konflikten offen und fair umgehen
  • Selbstwirksamkeit fördern durch Anregungen zum lebenslangen Lernen
  • Wahrnehmung und Respekt füreinander bereits bei Angeboten für Kita-Kinder deutlich spürbar werden lassen (Kindern zuhören, individuelle Interessen berücksichtigen, kreative Freiräume erweitern)

Nachhaltiges Engagement in Bibliotheken und anderswo - das meint nicht allein Aktivierung und Aufklärung für eine an Nachhaltigkeit orientierte Lebensweise, sondern setzt auch bei dem tiefen Bedürfnis nach Vertrauen, Anerkennung und Gerechtigkeit an. Hier lassen sich aktuell oft Ängste, Verunsicherungen und Enttäuschungen ausmachen - aber vielleicht ebenso Chancen für faire Verständigung.

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