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Bildung & Begegnung, International, Kooperationen

Netzwerktreffen Kultur & Gesundheit: Was Herz und Seele gut tut

2023-04-12, 11:17

Das Thema „Kultur und Gesundheit“ trifft einen Nerv der Menschen, die unter dem Eindruck vielfältiger Krisen und Herausforderungen in vielen Lebensbereichen derzeit besondere Belastungen, Verunsicherungen und Erschöpfung erleben. Nicht zuletzt sind körperliche und seelische Gesundheit zentrale Aspekte von nachhaltiger Entwicklung im Zusammenleben von Menschen und in Resonanz zur Mitwelt. Welche Antworten können Kultureinrichtungen wie Museen, Bildungsstätten und Bibliotheken darauf geben? Folgender Tagungsbericht, bei dem im Austausch mit anderen Engagierten aus Deutschland und Dänemark auch die Rolle von Bibliotheken zur Sprache kam, gibt erste Einblicke und Impulse dazu.

Beim deutsch-dänischen Kultur- und Netzwerktreffen Ende März 2023, initiiert von Kulturfokus in der Region Sønderjylland – Schleswig, erhielten rund 70 Teilnehmer*innen einen Einblick in Strategien, Projekte und Initiativen von Referenten aus Deutschland und Dänemark, um auch für die eigene Kulturarbeit inspiriert und motiviert zu werden. Dr. Christine Fuchs, Stadtkultur Netzwerk Bayerischer Städte, entwickelt innovative Kulturprojekte. Auf der Konferenz stellte sie „gesundmitkunst – Modell einer gesundheitsfördernden Museumsarbeit“ vor und beschrieb die Vorbereitungen und Ergebnisse des Projektes. Pia Wiborg Astrup ist stellvertretende Büroleiterin der Abteilung „Gesundheitsinnovation, Kultur und Bildung“ und leitet den Einsatz für Kultur als Gesundheitsförderung der Region Midtjylland. In dieser Region konzentriert man sich darauf, wie gezielt kulturelle Maßnahmen Menschen vor, während und nach einer Krankheit unterstützen können und beschäftigt sich gleichzeitig damit, wie sich das kulturelle Leben auch innerhalb des Themas entwickeln kann.

Der zweite Teil der Konferenz befasste sich mit lokalen Ideen und Projekten. Verschiedene Akteure von Kultureinrichtungen und Initiativen waren eingeladen, ihre Best-Practice-Projekte vorzustellen und zu einer anschließenden Diskussion beizutragen. Martina Klose-März und Dennis Fay vom Museumsberg Flensburg stellten das Projekt „Kunst gegen das Vergessen“ vor, bei dem es darum geht, die Ressourcen zu aktivieren, die Menschen mit Demenz doch noch haben. Lykke Stine Farre, Sønderborg Kommune, sprach über „Kultur auf Rezept“, das dazu beitragen soll, die psychische Gesundheit und Arbeitsbereitschaft von Langzeitarbeitslosen und kranken Bürgern mit Stresssymptomen, Angst oder Depression durch kulturelle Aktivitäten zu verbessern. Reiner Wieben, Spa-Wellness-Experte und Inhaber der Kurklinik Barfusspark, sprach über aktuelle Themen wie die verstärkte Suche nach Authentizität, das wachsende Umwelt- und Naturbewusstsein, die Suche nach Entspannung und individuellem Wohlbefinden und wie die Natur zu einem gesunden Selbstgefühl beitragen kann. Nicola Kochhafen, Kulturlücke Flensburg, stellte die neue Initiative „Kulturelle Ressourcen – loslassen und eintauchen“ vor.


Fragen, die sich (auch) für Bibliotheken stellen:

  • In welcher Weise können die Räumlichkeiten, die Aufenthaltsatmosphäre und gezielte Angebote zu seelischem Wohlbefinden für Menschen in verschiedenen Lebenslagen beitragen?
  • Wie lassen sich bereits bestehende Projekte wie „Picknick im Labyrinth“, „Themenräume“, „Mobile Saatgutbibliothek“, „Erzählen im Norden“ u.a., die alle auch die hier beschriebenen Gesundheitsaspekte in sich tragen, vor diesem Hintergrund überdenken und nötigenfalls weiterentwickeln?
  • Was trägt dazu bei, Gesundheit mehr als bisher auch als kulturelles Thema wahrzunehmen, hier besonders als ein Prozess im Sinne von Salutogenese?
  • Wie gelingt es, all das deutlicher auch mit einem Nachhaltigkeitsgedanken zu verbinden, bei dem die eigene Haltung und seelische Beziehung zur Umwelt mehr Beachtung findet, ohne dabei unter einen neuen Leistungs- und Optimierungsdruck zu geraten?

„Unsere Krankheit ist die Selbstoptimierung“

Denn was bei den vorgestellten Projekten nachweislich wirksam zur Gesundheitsförderung beigetragen hat, waren eben keine Leistungsziele im Sinne von Selbstoptimierung, sondern vielmehr soziale und schöpferische Erfahrungen durch...

  • Partizipative Formate
  • Offene Atmosphäre und zwanglose Begegnungskultur
  • Wohltuende Umgebung
  • Erleben des künstlerisch-kreativen Prozesses
  • Befreiung von Leistungsdruck

Bibliotheken sind – wie alle Institutionen und Engagierte in diversen Kulturbereichen – eingeladen, ihre Potentiale in diesen Bereichen zu entdecken und mit neuen Ideen zu entfalten. Fördermöglichkeiten dafür in der dänisch-deutschen Zusammenarbeit bietet u.a. der Bürgerprojektfonds (s. Infos in der Anlage).

Weitere Infos zur Veranstaltung HIERhttps://www.kulturfokus.de/2023/02/02/kultur-und-n...

Susanne Brandt

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