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UNESCO: Neue Weltbildungsempfehlung - auch für Bibliotheken

2023-11-10, 07:47

Ein komplexes Thema begreifbar machen - wie lässt sich Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) von seinem wesentlichen Kern her beschreiben?

Am Vorabend des BNE-Netzwerktreffens 2023 in Schwerin formulierte Prof. Dr. Christoph Wulf von der Deutschen UNESCO-Kommission in seinen einführenden Impulsen kurze und prägnant Gedanken dazu:

Wesentlich ist die Reduzierung von Gewalt - gegen Menschen, gegen die Natur, gegen uns selbst. Wesentlich ist ein Verständnis von Leben und Verantwortung als Weltbürgerinnen und Weltbürger. Und in allem stellt sich die Frage, wie kulturelle Praktiken - auch jene, die zum immateriellen Kulturerbe gehören - zur Nachhaltigkeit beitragen können.

Diese drei Gedanken zogen sich für mich durch das gesamte Treffen und schlagen zugleich eine Brücke zu einem anderen Ereignis, das am 9. November zeitgleich in Paris stattgefunden hat.

Dort tagte die UNESCO-Generalversammlung und brachte an diesem Tag als internationale Gemeinschaft einstimmig ein bemerkenswertes Völkerrecht zur Zukunft der Bildung für Frieden, Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung auf den Weg:

Zur Quelle HIER

Das neue Grundsatzpapier erneuert nach rund 50 Jahren die Weltbildungsempfehlung von 1974, gilt als Fahrplan für die Bildungspolitik im 21. Jahrhundert und formuliert Leitlinien für die Ausgestaltung von Bildungssystemen und -inhalten weltweit. Es enthält einen zwischen allen Staaten der Welt vereinbarten Kanon von zwölf Kompetenzen, die Bildung vermitteln soll.

Mehr zum Inhalt HIERhttps://waldworte.eu/2023/11/10/10936/

Im Zentrum der neuen UNESCO-Empfehlung steht das moderne, umfassende Friedensverständnis. Frieden ist demnach nicht nur die Abwesenheit von Krieg und unmittelbarer Gewalt, sondern ein Prozess, in dem Menschen zusammenwirken, um gerechte und inklusive Gesellschaften zu schaffen. Aufgabe der Bildung ist nach dem neuen Völkerrecht, allen Menschen dieses Verständnis und das Handwerkszeug zu vermitteln, Frieden zu leben.

Zudem betonen die UNESCO-Mitgliedstaaten die wichtige Rolle von Bildung für nachhaltige Entwicklung. In einer vernetzten Welt sei es immer wichtiger, zu verstehen, wie lokale und nationale Entscheidungen das Leben in anderen Teilen der Erde beeinflussen. Bildung müsse Gemeinsinn und Empathie ebenso fördern wie Toleranz und Respekt.

Kriege und Konflikte, aber auch die Auswirkungen der Klimakrise beeinträchtigen das Leben von Menschen heute immer stärker. Daher muss Bildung laut der Empfehlung Kompetenzen und Wissen um die wechselseitige Abhängigkeit von Gesellschaften, über die Endlichkeit natürlicher Ressourcen und den Schutz von Ökosystemen vermitteln. Dafür sei es notwendig, Ansätze wie Friedens- und Menschenrechtsbildung, aber auch Bildung für Nachhaltigkeit stärker zusammenzuführen.

Darüber hinaus wirbt die Empfehlung für ein breites Verständnis von Bildung. Gelernt werde auch außerhalb von Schulen und Universitäten, etwa im Beruf, in Museen, bei Sport- oder Kulturvereinen – und das ein Leben lang.

Dazu beschreibt das neuen Grundsatzpapier die Bedeutung der nicht-formalen Bildung und des informellen Lernens, wie es auch in Bibliotheken geschieht, sinngemäß und gekürzt wie folgt:

Nicht-formale Bildung und informelles Lernen können eine wichtige Rolle bei der Stärkung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen spielen, auch für all jene außerhalb des formalen Bildungsumfelds, sodass sie zu Akteuren des Wandels auf lokaler, nationaler, regionaler und globaler Ebene werden. Die Mitgliedstaaten sollten vielfältige nicht-formale und informelle Lernaktivitäten wertschätzen und in diese investieren. Dazu kann die Unterstützung von bürgerschaftlichem Engagement, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Jugendorganisationen gehören, die die Widerstandsfähigkeit angesichts von Krisen stärken, wie auch die Unterstützung nicht-formaler Wege zum Ausdruck und zur Weitergabe von Kultur durch spezifische Bildungs- und Ausbildungsprogramme innerhalb von Gemeinschaften, die die Ziele dieser Empfehlung unterstützen.

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